Veranstaltung: | Erste ordentliche Landesmitgliederversammlung der GRÜNEN JUGEND Berlin 2023 |
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Tagesordnungspunkt: | TOP 12 Inhaltliche Anträge |
Antragsteller*in: | Shirin Kreße (KV Berlin-Mitte) |
Status: | Eingereicht |
Eingereicht: | 25.02.2023, 08:33 |
A9: Schulgesundheitspflege implementieren - Gesundheitsversorgung und Inklusion in Berlins Schulen sichern
Antragstext
Wer gut lernen will, muss sich wohl fühlen. Adäquate Gesundheitsversorgung ist
ein ausschlaggebender Faktor für das Wohlbefinden von Kindern und Jugendlichen.
Dennoch ist das Thema Gesundheit in Schulen unterrepräsentiert. Obwohl klar ist,
dass gute Gesundheitsversorgung und Bildungserfolg direkt zusammenhängen, gibt
es aktuell keine Gesundheitsfachpersonen in Berliner Schulen, die die
Gesundheitsversorgung koordiniieren. Das führt nicht nur dazu, dass
Gesundheitsbedarfe von Schüler*innen übersehen werden, sondern es bedeutet auch
die aktive Exklusion von Kindern, die chronische Krankheiten oder eine
Behinderung haben.
International ist der Einsatz von School Health Nurses (kurz School Nurses
/Schulgesundheitspflegerinnen und -pflegern) üblich und bewährt. Als
spezialisierte Pflegefachpersonen übernehmen sie an Grund- und weiterführenden
Schulen die Gesundheitsversorgung, Gesundheitsförderung und Prävention.
In Deutschland gab es bereits ein Modellprojekt in 3 Bundesländern, welches
erfolgreich Schulgesundheitsfachpersonen in Schulen integriert hat. Auch in
Lichtenberg wurde bereits ein Projektversuch gestartet.
Zu den Aufgaben gehören:
- Erste Hilfe im Notfall
- Hilfe bei akuten Erkrankungen und Betreuung bis Schulschluss bzw. Abholung
- Förderung der Inklusion von Schülerinnen und Schülern mit Behinderung
- pflegerische Unterstützung von chronisch kranken oder behinderten Kindern
und Jugendlichen
- regelmäßige Untersuchungen zur Feststellung und Kontrolle des
gesundheitlichen Zustands der Kinder und Jugendlichen
- Beratungs- und Informationsgespräche sowie Schulungen für Kinder und
Jugendliche, Eltern, Lehrer/innen sowie Durchführung präventiver Maßnahmen
(wie z.B. Impfprogramme)
- Unterricht zu Gesundheitsthemen (wie Alkoholkonsum und Rauchen,
Sexualität, HIV/AIDS-Prävention, Unfallvermeidung, Ernährung, Bewegung
oder auch zu speziellen Erkrankungen)
- Überwachung von kindgerechten und gesunden Mahlzeiten in der Schule
- Mitwirkung bei der Gestaltung des Schulhofs und der Gestaltung einer
gesunden schulischen Umgebung wie z.B. der Sicherheit auf dem Schulweg,
der Unfallvermeidung und bei Maßnahmen gegen Lärm- und Umweltverschmutzung
- Identifizierung, Unterstützung und Beratung von Schüler/innen, deren
Gesundheit gefährdet ist, z.B. Kinder mit Erfahrungen von Missbrauch oder
häuslicher Vernachlässigung oder Kinder, die ihre Eltern pflegen und/oder
psychisch kranke Eltern haben
- Unterstützung von Kindern und Jugendlichen mit chronischer Erkrankung oder
Behinderung und bei Bedarf auch Information der Klasse zu den Erkrankungen
von Mitschüler/innen
- Wissenvermittelung zu speziellen Gesundheitsthemen an Schüler/innen und
Anleitung zur Umsetzung
Allerdings ist es essentiell, dass die Implementierung einer neuen Berufsgruppe
mit wissenschaftlicher Begleitung erfolgt, damit sowohl die Ausgangslage in den
Schulen als auch unterschiedliche Bedarfe ermittelt werden können. Gleichzeitig
ist es wichtig zukünftige Schulgesundheitspflegefachpersonen auszubilden. Denn
die konkreten Fähigkeiten für dieses Berufsfeld werden noch nicht in der
Ausbildung erlernt. So wurde bspw in den Modellprojekten in anderen
Bundesländern ein Curriculum erarbeitet im Umfang von 720 Unterrichtseinheiten
Theorie sowie 930 Stunden angeleiteter selbstständiger Praxis.
Die Erfolge der Modelprojekte zeigen, dass Schulgesundheitspflege eine Lücke in
der schulischen Gesundheitsversorgung schließt. Besonders durch die Corona
Pandemie ist klar geworden, dass der Standort Schule in der Öffentlichen
Gesundheitsförderung bisher noch zu wenig mitbedacht wird. Zusätzlich sind die
Gesundheitsbedarfe von Schüler*innen durch die Pandemie drastisch gestiegen.
Deshalb fordern wir als Grüne Jugend Berlin, dass berlinweit und durch das Land
Berlin finanziert, Schulgesundheitsfachkräfte ausgebildet und in Schulen
eingesetzt werden. Die Implementierung muss mit wissenschaftlicher Begleitung
und unter Einbeziehen aller relevanten Akteure der Praxis erfolgen.