Antragsteller*in: | Leonie Wingerath, Malte Richert (dort beschlossen am: 20.09.2024) |
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V4: Ein Hoch auf alle Azubis! - Stärkung der Rechte und Unterstützung von Auszubildenden
Antragstext
Die GRÜNE JUGEND Berlin fordert eine umfassende Verbesserung der Rechte und
Lebensbedingungen von Auszubildenden. Die Ausbildung ist ein wesentlicher
Bestandteil der beruflichen und persönlichen Entwicklung, jedoch werden
Auszubildende in vielen Bereichen strukturell benachteiligt. Um die berufliche
Ausbildung attraktiver, gerechter und zukunftsfähig zu gestalten, fordern wir
die folgenden Maßnahmen:
1. Einführung von Azubiwerken
Ähnlich den Studierendenwerken benötigen Auszubildende eine eigenständige
Institution, die ihre Interessen vertritt und spezifische Unterstützungsangebote
bereitstellt. Diese Azubiwerke sollen insbesondere bei der Vermittlung von
Ausbildungsplätzen, der Organisation von Wohnheimplätzen und der sozialen
Beratung eine zentrale Rolle spielen. Sie sollen als Anlaufstelle für
Auszubildende und der Jugend- und Auszubildendenvertretung (JAV) dienen und eng
mit den Betrieben sowie Berufsschulen kooperieren.
2. Aufbau von Azubiwohnheimen
Um den Zugang zu Ausbildungsplätzen unabhängig vom Wohnort zu erleichtern,
fordern wir den Ausbau von Azubiwohnheimen in Berlin. Diese sollen ähnlich den
Studierendenwohnheimen als kostengünstige Wohnmöglichkeit für Auszubildende
dienen, insbesondere in Ballungsräumen, in denen bezahlbarer Wohnraum knapp ist.
3. Einführung einer Ausbildungsumlage
Eine Ausbildungsumlage soll sicherstellen, dass auch Betriebe, die nicht selbst
ausbilden, zur Finanzierung der Ausbildung in Deutschland beitragen. Diese
Umlage fördert eine faire Verteilung der Ausbildungskosten und soll insbesondere
kleine und mittelständische Unternehmen unterstützen, die oft Schwierigkeiten
haben, ausreichend Ausbildungsplätze anzubieten.
4. Ausbildungsplatzgarantie
Wir fordern eine Ausbildungsplatzgarantie für alle Jugendlichen, die eine duale
Ausbildung beginnen wollen. Niemand darf aufgrund eines Mangels an
Ausbildungsplätzen von der beruflichen Ausbildung ausgeschlossen werden. Die
Ausbildungsplatzgarantie soll durch eine enge Zusammenarbeit zwischen
Unternehmen, Kammern und öffentlichen Institutionen realisiert werden.
5. Einführung eines günstigen Azubitickets
Azubis sollen Zugang zu einem stark vergünstigten Azubiticket im Berliner
Nahverkehr erhalten. Mobilität ist ein wesentlicher Faktor, um Ausbildung und
Leben zu vereinbaren. Deshalb fordern wir ein preislich attraktives und
flächendeckendes Azubiticket, das den Zugang zu Ausbildungsstätten und
Berufsschulen erleichtert.
6. Günstiges und qualitativ hochwertiges Schulessen
Auszubildende verbringen viel Zeit in Berufsschulen, wo sie ein gesundes und
bezahlbares Mittagessen benötigen. Wir fordern ein flächendeckendes Angebot von
preiswertem und hochwertigem Schulessen in allen Berufsschulen.
7. Lernmittelzuschuss für alle Auszubildenden
Die Kosten für Lernmaterialien stellen eine erhebliche finanzielle Belastung
dar. Wir fordern die Einführung eines staatlichen Lernmittelzuschusses für alle
Auszubildenden, um sicherzustellen, dass niemand aufgrund finanzieller Hürden an
der Teilnahme an der Ausbildung gehindert wird.
8. Mindestausbildungsvergütung
Eine faire Vergütung ist Grundvoraussetzung für die gesellschaftliche Teilhabe
von Auszubildenden. Wir fordern eine Mindestausbildungsvergütung von mindestens
992€ netto, um die finanzielle Situation von Auszubildenden deutlich zu
verbessern und Ausbildungsberufe attraktiver zu gestalten.
9. Streikrecht für Auszubildende ohne Einschränkungen
Das Streikrecht ist ein fundamentales Grundrecht und muss uneingeschränkt auch
für Auszubildende gelten. Deshalb fordern wir, dass Auszubildende das Recht
erhalten, ohne bürokratische Hürden und Antragsverfahren an Streiks
teilzunehmen, insbesondere wenn es um ihre Arbeitsbedingungen und Rechte geht.
10. Beschwerdestelle für Auszubildende
Wenn Auszubildende schlechte Arbeitsbedingungen haben, muss einen Ort geben, an
dem sie sich beschweren und Hilfe erhalten können. Deshalb setzen wir uns für
eine zentrale Beschwerdestelle für Auszubildende ein.
11. Tarifverträge für alle Auszubildenden
Wir setzen uns dafür ein, dass alle Auszubildenden unter Tarifverträge fallen
und von den dort festgelegten Arbeitsbedingungen und Gehältern profitieren. Dies
schafft Verlässlichkeit und Gerechtigkeit und stärkt die Position der
Auszubildenden gegenüber den Betrieben.
12. Stärkung der Jugend- und Auszubildendenvertretungen (JAV)
Die Jugend- und Auszubildendenvertretungen (JAV) spielen eine wichtige Rolle bei
der Vertretung der Interessen von Auszubildenden in den Betrieben. Wir fordern
eine Stärkung der JAV durch Beratung und Bildungsarbeit vom Azubiwerk, um ihre
Arbeit langfristig zu sichern und effektiver zu gestalten.
13. Ausbau des Ausbildungsplatzprogramms
Das bestehende Ausbildungsplatzprogramm soll gestärkt und weiter ausgebaut
werden, um sicherzustellen, dass jedem*r Auszubildenden ein qualitativ
hochwertiger Ausbildungsplatz zur Verfügung steht. Dies soll insbesondere in
strukturschwachen Regionen und für benachteiligte Jugendliche verstärkt werden.
Begründung
Die berufliche Ausbildung ist ein zentraler Baustein des deutschen Bildungssystems. Dennoch stehen viele Auszubildende vor erheblichen Herausforderungen, seien es finanzielle Engpässe, schwierige Arbeitsbedingungen oder der Mangel an bezahlbarem Wohnraum. Unsere Forderungen zielen darauf ab, diese Missstände zu beheben, die Attraktivität der dualen Ausbildung zu steigern und den Auszubildenden die Anerkennung und Unterstützung zukommen zu lassen, die sie verdienen. Es ist an der Zeit, dass die Politik die Bedürfnisse der Auszubildenden stärker in den Fokus rückt und ihnen eine faire Chance auf eine erfolgreiche berufliche Zukunft ermöglicht.
Änderungsanträge
- Ä1 (Alexander Kräß (KV Berlin-Steglitz/Zehlendorf), Eingereicht)