Veranstaltung: | 2. ordentliche Landesmitgliederversammlung 2022 der GJB |
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Tagesordnungspunkt: | TOP 6.4 Beisitzer*innen (4 Plätze) |
Antragsteller*in: | Julia Espindola |
Status: | Eingereicht |
Eingereicht: | 14.10.2022, 12:31 |
B4: Julia Espindola
Selbstvorstellung
Als ich diese Bewerbung schreibe, kämpfen Menschen zu Hause (Brasilien) ständig für Demokratie und gegen Bolsonaros klimaschädliche, rassistische und unsoziale Regierung.
Ich wusste nicht, ob ich etwas darüber schreiben sollte, aber die ganze Situation in Brasilien ist momentan eine der wichtigsten Ereignisse für mich. Ich bin nur hier, da verschiedene Menschen, besonders aus den indigenen Communities , seit Jahrhunderten für die Umwelt kämpfen. Die Indigenen sind die OG Klimaaktivist*innen und müssen als DIE wichtigsten Akteur*innen in der globalen Kampf für Klimagerechtigkeit anerkannt werden.
Hiermit erinnere ich mich auch an Marielle Franco, Dom Phillips, Bruno Pereira und viele andere, die wegen Bolsonaros gewaltsamer Regierung ermordet wurden.
Zusammen werden wir Bolsonaros Faschismus zerschlagen!
Ok, jetzt gehts los mit der “richtigen” Bewerbung:
Ihr Lieben,
Was kann ich über 2022 sagen? Wie wir wissen, benötigen unsere Kämpfe immer mehr und mehr Kraft von uns: die Miete-, Lebensmittel- und Energiepreise steigen ständig, Rassismus und Rechtsextremismus werden immer stärker und die jetzige klima- und sozialpolitsche Maßnahmen sind noch nicht gut genug, um uns wirklich zu helfen. Genau deswegen benötigen wir starke Strukturen und engagierte Menschen, die handlungsfähig sind und gegen diesen ganzen Wahnsinn sich organisieren können.
Ich bin bei der GJ Berlin seit 2020 und habe seitdem viel auf Bundes- Landes- und Ortsebene, besonders im Bereich Antidiskriminierung und Vielfalt, gemacht. Die Ortsgruppe Charlottenburg-Wilmersdorf und Spaces für migrantisierten Menschen sind mittlerweile mein politisches Zuhause geworden. Also ich kenne die GJ Strukturen und würde sie gerne noch offener und vielfältiger gestalten. Deswegen bewerbe ich mich als Beisitzerin im Landesvorstand und gerne auch als Diversiy-Beauftragte (das heißt: ich würde für die GJ im Diversity-Rat der Berliner Grünen gehen und für das Vielfaltpolitisches Team zuständig sein).
Raus aus der Grünen Bubble- Die Klimakrise systemkritisch betrachten!
Die Grüne Jugend ist ein ziemlich homogener Verband, das wissen wir schon. Das heißt aber nicht, dass Menschen außerhalb des sogenannten "Grünen Bubbles" sich nicht für unseren Themen interessieren, sondern, dass in vielen Diskursen Sozialpolitik und Umweltschutz gegeneinander dargestellt werden. Als eine linke Jugendorganisation ist unsere Rolle die zwei Kämpfe zu verknüpfen und keine Aussagen reproduzieren, die uns von der Kampf für soziale Gerechtigkeit spalten.
"Aber Julia, heißt es dann, dass wir nichts mehr zum Klima machen sollen und nur auf Sozialpolitik fokussieren?” Nein! Klimapolitik ist immer noch sehr wichtig. Die Frage ist aber nicht, worüber wir reden, sondern wie wir darüber reden. Systemkritisch sein heißt erkennen, dass die Klimakrise sich von der sozialen Krise und von den kolonialen Kontinuitäten nicht trennen lässt! Machen wir echte linke Politik und zeigen, wie die großen Konzerne von der Klimakatastrophe profitieren? Oder eher Konsumkritik und Schulddebatten? Wenn wir über Verkehr reden, sprechen wir nur über Fahrradwege in der Nähe von der Uni, oder kämpfen wir auch für den ÖPNV für alle?
Klimakampf ist viel mehr als Veganismus und süße Eisbären. Es geht um Leben, Klassenkampf und koloniale Verhältnisse. Von dem letzten Bauer im Lützerath bis zu den Landlosenbewegung in Brasilien; von den Einwohner*innen der Inseln im Südpazifik bis zu den indigenen Menschen in Kanada und USA: Die heutige Klimakatastrophe beeinflusst Menschen überall! Und diese Menschen sollen der Mittelpunkt von unseren Analysen und Kämpfen sein.
Wenn wir über Klima reden, kann die Konversation schnell sehr akademisch und wissenschaftlich werden. Wir sollten aber auch in der Lage sein, komplizierte Zusammenhänge auf eine zugängliche Weise zu erklären.Keine interessierte Person soll sich unter uns nicht intelligent oder gebildet genug fühlen. Unsere politischen Forderungen sollen alle Menschen erreichen, die Bock auf grüne Politik haben!
Radikal Solidarisch- Antirassismus ist eine Arbeit von allen!
Apropos Menschen erreichen: Mit einer richtigen Themensetzung können wir Personen aus unterschiedlichen Lebensrealitäten erreichen, z.B.: migrantisierte Menschen. Das ist cool, oder? Aber was kommt danach? Was für einen Raum haben wir gerade? Was für Hürden müssen wir abbauen, um die Partizipation von mehreren Menschen zu ermöglichen?
Als Teil des Arbeitsbereichs antirassistische Strategien auf Bundesebene habe ich viel gelernt. Mit unserem Vielfaltsstatut, Vernetzungsgruppen und dem Vielfaltpolitischen Team hier in Berlin sind wir schon die ersten Schritte gegangen. Jetzt ist aber Zeit, dass Antirassismus und Vielfalt eine Bestandteil unserer Arbeit im gesamten Landesverband wird! Erstmal wäre es mega wichtig, dass wir unsere Bildungsarbeit über Antirassismus von Vernetzungsstrukturen trennen, damit nicht immer die Betroffenen für das Thema verantwortlich werden. Zusammen mit dem Social Media Team und den Landesvorstandmitglieder müssen wir uns nach außen klar gegen Rassimus, Polizeigewalt, Abschiebungen, usw. positionieren. Außerdem sollen wir unsere Bündnisse mit migrantisierten Selbstorganisationen stärken, besonders hier in Berlin. Als Berliner*innen spielen wir auch eine wichtige Rolle innerhalb der Ost-Landesverbände und können anderen Landesvorstände in der Nähe helfen, Strukturen für die Förderung von migrantisierten Menschen zu entwickeln.Das sind nur ein paar von den Ideen, die ich gerne als Beisitzerin umsetzen würde!
Damit das alles funktioniert sollen nicht-migrantisierte Personen keinen Angst haben sich mit dem Themen wie Rassismus und Migration zu beschäftigen. Allyship heißt Aufgaben übernehmen, Menschen zuzuhören und nicht die ganze Arbeit für die Betroffenen lassen. Schulddebatten und reines Mittleid bringen uns gar nichts. Wir brauchen echte Solidarität von allen!
Genug ist genug!- In den Straßen gegen Existenzangst
Wie ich schon gesagt habe: Herbst und Winter werden auf jeden Fall viel Kraft von uns benötigen. Ich und alle meine Freund*innen aus unterschiedlichen Kontexten haben jetzt Angst vor Mieten und Energiepreise. Wir können uns immer weniger und weniger Lebensmitteln leisten. Und das Entlastungspaket? Nur vage Formulierungen und keiner hat Ahnung, wie das alles richtig umgesetzt wird. Aus meiner Erfahrung in Brasilien habe ich leider gelernt, dass wir Krisenzeiten meistens einen Rechtsruck bedeuten. Das können wir nicht erlauben!
Als Beisitzerin würde ich mich gerne dafür einsetzen, dass wir zusammen mit anderen linke Akteur*innen uns für große Proteste und Mobilisierungen in Berlin organisieren. Mit klaren Zielen und so vielen Menschen wie möglich machen wir Druck auf die Regierung und die Kriseprofiteure!
Ein Leben ohne Existenzangst ist möglich, wenn wir gemeinsam dafür kämpfen <3
Liebsten Grüßen
Julia :)
Und auch ein Paar wichtige Facts über mich:
Ich benutze die Pronome sie/ihr
Studiere Theaterwissenschaft und habe auch keine Ahnung, was man mit so ein Abschluss machen kann #unemployed
Bin in Instagram (espindola.julia) und Telegram (juliacespindola) fast immer erreichbar
- Alter:
- 21
- Geschlecht:
- weiblich
- Geburtsort:
- São Paulo