Veranstaltung: | Erste ordentliche Landesmitgliederversammlung der GRÜNEN JUGEND Berlin 2023 |
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Tagesordnungspunkt: | TOP 12 Inhaltliche Anträge |
Antragsteller*in: | Fachforum Wirtschaft, Soziales und Gesundheit (dort beschlossen am: 06.02.2023) |
Status: | Eingereicht |
Eingereicht: | 25.02.2023, 09:15 |
A5: Psychische Gesundheitsversorgung in Berlin endlich angehen!
Antragstext
Junge Menschen leiden besonders unter den multiplen Krisen unserer Zeit. Durch
die Coronapandemie wurden die Perspektiven junger Menschen massiv eingeschränkt.
Gleichzeitig löst die immer weiter eskalierende Klimakrise gerade bei jungen
Menschen Zukunftsängste und Sorgen aus. Studien zeigen, dass besonders junge
Menschen häufig unter psychischen Erkrankungen leiden, etwa ein Fünftel der
Menschen zwischen 15 und 25 Jahren ist von einer psychischen Erkrankung
betroffen. Durch die Pandemie ist dieser Wert sogar noch gestiegen. Wie groß die
Not Betroffener werden kann, zeigen die folgenden, furchtbaren Zahlen.
Die häufigste Todesursache von Menschen zwischen 15 und 25 Jahren ist nach wie
vor Suizid, die Krisen der letzten Jahre haben psychische Erkrankungen massiv
verschärft und die Anzahl der Suizide mehr als verdoppelt. Dennoch ist die
Gesundheitsversorgung in diesem Bereich höchst prekär, nicht selten warten
Menschen, die die Kraft gefunden haben, sich Hilfe zu suchen, monatelang auf
einen ambulanten Therapieplatz. Auch stationäre Angebote sind strukturell
überlastet und unterversorgt. Das hat zur Folge, dass junge Menschen teilweise
ein Jahr auf einen Platz warten müssen.
Diese Umstände sind nicht hinnehmbar. Wir müssen psychiatrische Krankenhäuser
und Einrichtungen in Berlin personell und finanziell besser ausstatten, sodass
eine qualitative Behandlung und verfügbare Kapazitäten sichergestellt werden.
Ein Ansatzpunkt, um dies zu erreichen, ist auch die Abschaffung der Abrechnung
über Fallpauschalen, welche in vielen Fällen eine bedarfsgerechte Behandlung
behindert. Ein weiterer Baustein für eine bessere Versorgung von Menschen mit
psychischen Erkrankungen ist zudem eine massive Ausweitung der Kassensitze.
Dafür muss sich Berlin auch auf Bundesebene einsetzen. Der Ausbau der Angebote
soll auch weitere Therapieformen abseits von Verhaltenstherapie abbilden. Um die
bereits begonnene positive Entwicklung in diesem Bereich zu stärken, brauchen
wir eine entsprechend vielfältige Lehre. Die Ausbildung für Psychotherapie muss
kostenlos sein, damit die Möglichkeit Therapeut*in zu werden nicht mehr vom
Geldbeutel der Eltern abhängt.
Gesellschaftliche Stigmata über psychische Erkrankungen sind allgegenwärtig und
hindern Betroffene daran, die Hilfe zu erhalten, die sie benötigen. Aufklärung
über psychische Erkrankungen und Wissen über bestehende Hilfsangebote sind daher
essentiell. Das Land Berlin soll hierfür Strategien entwickeln und
öffentlichkeitswirksame Kampagnen planen. Ein Ort hierfür könnte auch der
öffentlich- rechtliche Rundfunk sein. Neben aufklärenden Bildungsangeboten ist
hierbei auch das Anbieten positiver Identifikationsfiguren von Bedeutung. Auch
in den schulischen Raum und die Lehrpläne sollen Inhalte und Aufklärung
integriert werden, hierbei können externe Aufklärungsprojekte in der
Unterrichtszeit eine wichtige Rolle spielen. Um Menschen eine niedrigschwellige
Anlaufstelle anzubieten, soll in Berlin eine zentrale Beratungsstelle, welche
rund um die Uhr Hilfesuchende berät und an die bestehenden Behandlungsstrukturen
vermittelt, eingerichtet werden.
Wie körperliche Erkrankungen dürfen auch psychische Erkrankungen nicht zu
Diskriminierung und Benachteiligung führen. Psychische Erkrankungen dürfen kein
Kriterium bei der Einstellung, oder der Verbeamtung sein. Parallel zu Erste
Hilfe Beauftragten sollen in Unternehmen ab einer gewissen Größe auch geschulte
Beauftragte für psychische Erste Hilfe eingerichtet werden. Berufsständische
Körperschaften sollen angehalten werden über Stigmata zu psychischen
Erkrankungen aufzuklären, Inhalte zu psychischer Gesundheit in den
Berufsschullehrplan zu integrieren, sowie Fortbildungen in die